Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel by Peter O'Donnell

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel by Peter O'Donnell

Author:Peter O'Donnell [O'Donnell, Peter]
Language: deu
Format: epub
ISBN: 9783499113048
Publisher: Rowohlt
Published: 2013-09-29T16:00:00+00:00


13

Neben einem im Dünensand halb versunkenen Stein nördlich von Haus Lobigo lag Willie Garvin auf dem Bauch, das Fernglas vor den Augen.

Er war tief beunruhigt. Irgend etwas war schiefgegangen. Es hätte gar nicht des fast schmerzhaften Ohrenprickelns bedurft, um sich darüber im klaren zu sein.

Eine Stunde war vergangen, seit er Modesty auf dem Weg an der Rückfront des Hauses gesehen hatte. Sie hatte mit Jack Wish gesprochen und war mit ihm hineingegangen.

Dann nichts mehr, bis vor zehn Minuten. Da hatte eine Dieselyacht etwa hundert Meter vor dem kleinen Anlegeplatz Anker geworfen und ein Boot mit Außenbordmotor zu Wasser gelassen, das zunächst eine Anzahl Koffer, eine zarte grauhaarige Frau und Jack Wish zur Yacht brachte. Jetzt kam das Boot noch einmal.

Willie richtete das Fernglas auf das Haus. Modesty trat heraus, und er fühlte sich für einen Augenblick erleichtert. Neben ihr schritt ein gutgebauter junger Mann mit kurzem dunklem Haar. Ein zweiter Mann folgte …

Herrgott! Das war doch Steve Collier!

Willie biß sich auf die Lippen und atmete tief. Der Ausdruck des Gesichts war nicht zu erkennen, aber Collier wirkte sehr bleich, verglichen mit der Bräune des andern. Nun folgten noch zwei Leute, ein alter Mann in schwarzem Anzug und ein etwa Vierzigjähriger, der Modestys Handtasche unter dem Arm trug.

Das war schlimm.

Willie wischte sich den Schweiß von der Stirn und stellte das Fernglas sorgfältig ein, während die Gesellschaft zum Anlegeplatz hinunterging. Keiner schien zu sprechen. Modestys Hände waren frei und anscheinend hielt auch niemand eine Pistole bereit.

Wieder atmete Willie tief, um seiner Erregung Herr zu werden, während er auf das unauffällige Zeichen wartete, das Modesty geben würde falls sie sein Eingreifen wünschte. Sie standen jetzt auf dem Anlegeplatz, und das Boot hielt auf sie zu. Willie sah, wie Modesty, die ihm den Rücken zugewandt hatte, die Hände kurz an die Hüften legte; dann ließ sie die Rechte sinken, wandte den Kopf langsam nach links, neigte ihn und vollführte eine schnelle Bewegung, als wollte sie eine Fliege von ihrem Ohr verjagen; noch einmal ließ sie die Hand kurz auf ihrer Hüfte ruhen, dann verschränkte sie die Arme.

Willie Garvin traute seinen Augen nicht. Er fluchte leise vor sich hin.

Gleich darauf hatten alle vier im Boot Platz genommen. Als es sich der Yacht näherte, ging der Anker hoch. Willie sah die vier über die Gangway gehen, dann wurde das Boot an Bord gehievt. Die Schrauben begannen zu arbeiten, die Yacht wendete, gewann sachte an Fahrt und entfernte sich nordwärts.

Noch einmal las Willie den Namen am Bug: Riorca.

Er sah dem Schiff nach, bis es hinter den ansteigenden Dünen außer Sicht geriet, dann ließ er das Fernglas sinken. Er drehte sich auf den Rücken und legte den steif gewordenen Arm über seine Augen.

Nordwärts. Nach Oslo? Nach Kopenhagen? Nach irgendeinem kleinen Hafen? Willie konnte sich nur aufs Raten verlegen. Aber Tarrant mußte wohl imstande sein, die Spur der Yacht verfolgen zu lassen. So stand Willie Garvin auf und machte sich auf den Weg durch die Dünen zu seinem Wagen, wobei er sich zwang, mit dem eben erlittenen Schock fertig zu werden.



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